
Mehr als 100 interessierte Bürger und Bürgerinnen kamen am Mittwochabend trotz bestem sonnigen Maiwetter in die Rotunde des Schulzentrums Nord in Lülsdorf zu einem Vortrag mit dem Thema: Was hilft gegen Demenz? – Vorbeugen und Behandeln –
Die Bürgerstiftung Wir für Niederkassel hatte zu diesem Vortrag eingeladen.
Dr. Ulrich Sprenker, Vorstandssprecher der Bürgerstiftung, begrüßte das zahlreich erschienene Auditorium und freute sich besonders, mit Professor Klaus Fließbach einen ausgesprochenen Experten für dieses Thema nach Niederkassel holen zu können. Professor Fließbach ist Neurowissenschaftler am deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen, DZNE, in Bonn und auch Leiter der Gedächtnisambulanz der Universitätsklinik Bonn. Professor Fließbach ist in Funk und Fernsehen durch Auftritte und Podcasts zum Thema Demenz und Alzheimer, Konzentration und Gedächtnistraining vielerorts bereits bekannt.
Was ist Demenz und welche Ursachen gibt es für Demenz. Zwei Drittel aller Demenzfälle beruhen auf der Alzheimer Erkrankung und auf mangelnder Durchblutung des Gehirns durch Alterungsprozesse der Blutgefäße. Aber auch Wasseransammlungen im Kopf, Schilddrüsenerkrankungen, Vitamin B und Folsäuremangel, unbehandelte Depressionen und das Schlaf-Apnoe-Syndrom können zur Demenz führen.
Bei nachlassender Gedächtnisleistung sollte früh der Arzt aufgesucht und um Rat gefragt werden. Bei relevanten Verdachtsmomenten auf eine demenzielle Erkrankung geben dann Laboruntersuchungen und ein MRT des Gehirns rasch Aufschluss über das Vorliegen einer Demenz.
Was begünstigt eine Demenz. Gewichtige Einflussfaktoren sind hier Hörstörungen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Depressionen, Rauchen und Alkohol, mangelnde Bewegung und das Alleinsein im Alter.
Was können wir tun. Wir müssen dringend unseren Lebensstil ändern. Fit im Alter, das heißt eine gesunde, frisch zubereitete und möglichst mediterrane Ernährung, Verzicht auf Nikotin und zu viel Alkohol, die Mär vom täglichen Schnaps im hohen Alter ist vorbei. Viel Bewegung an der frischen Luft, soziale Kontakte, gemeinsame Unternehmungen, Gesellschaftsspiele, viel Reden mit der Familie und den Nachbarn, Spielen und Vorlesen mit den Enkeln, Neugierig werden und Reisen. Diese Auflistung mag ein Jeder für sich beliebig verlängern.
Und jetzt habe ich Demenz, wie steht es um die Behandlung. Wichtig ist, sich mit den Demenzkranken auf Augenhöhe zu unterhalten. Bitte verfallen Sie nicht in eine Kleinkindersprache, mahnte Professor Fließbach. Ebenso wichtig ist das Aufrechterhalten der Selbstständigkeit, so lange es halt möglich ist. Regeln Sie Vollmachten in guten Zeiten und lassen Sie sich früh über Pflegegrade beraten.
Als ärztliche Verordnung kann es Ergotherapie, Logopädie, Gedächtnistraining oder Physiotherapie geben. Aber das hilft nur, wenn täglich zu Hause das Erlernte in der Therapie auch umgesetzt wird. Als Medikamente werden meistens bei mittel- bis höhergradiger Demenz Acethylcholinesterasehemmer verschrieben. Ginkgo hat heute in der Vorbeugung und Therapie der Demenz eher eine untergeordnete Rolle.
Am Ende seines Vortrages berichtete Professor Fließbach auf wissenschaftlichem Niveau über neue Medikamente. Was ist in der Pipeline. In der Zukunft kann es viel versprechende neue Biologicals, eine Antikörper Therapie, eine Art passive Impfung für die Alzheimerdemenz geben. Geforscht wird weltweit. Hierbei wird versucht, das krankhafte Wachstum von Eiweiß-Rundherden, Amyloid-Plaques, im Gehirn aufzuhalten. Diese Amyloid-Plaques sind verantwortlich für die neurodegenerativen Abbauprozesse von Nervenstrukturen im Gehirn und somit der Startschuss für die Alzheimerdemenz. Diese Therapie wurde vor wenigen Wochen in Europa erstmalig zugelassen, die Verabreichung ist heute nur Universitätszentren vorbehalten. Ein Erfolg bleibt abzuwarten, falsche Hoffnungen sollen nicht geschürt werden.
Die abschließende rege und vielschichtige Diskussion unterstrich nochmals das starke Interesse am Thema Demenz. Nach gut 90 Minuten hatte sich Professor Fließbach den Applaus redlich verdient und als Dankeschön erhielt er, Demenz vorbeugend, etwas leckeres Mediterranes. Alle Zuhörer und Zuhörerinnen wurden mit viel neuem Input nach Hause entlassen. Demenz, Nein Danke.
Im Anschluss gab es noch Gelegenheit zum Austausch mit der Bürgerstiftung. Zusätzlich wurden Flyer zu Rikscha-Fahrten, Radeln ohne Alter verteilt, ein kostenloses Angebot für Jung und Alt zu vielen schönen Anlässen.
Dr. Ulrich Sprenker